Oktober 17

Über die Angst, nicht mehr dazuzugehören

„Wenn ich wirklich mein Ding machen würde, gehöre ich nicht mehr dazu.“ Der Gedanke begegnet mir immer wieder in verschiedensten Formen bei meinen Kund*innen und hält sie davon ab, für das, was sie wirklich erfüllen würde, loszugehen. Warum das zwar stimmt, aber nur halb so schlimm ist – und langfristig sogar unglaublich wichtig ist – erfährst du hier.

Warum du tatsächlich nicht mehr dazugehörst, wenn du dein Ding machst

Vor kurzem saß ich in einem Call mit einer großartigen Kundin, die in einem großen Konzern gearbeitet hat. Sie hat Ideen gesponnen, was sie statt ihrem bisherigen Job eigentlich machen möchte und es war klar: Sie möchte der Welt etwas zurückgeben und sie möchte andere Menschen unterstützen, die nicht so privilegiert sind wie sie. (Warum habe ich eigentlich nur so tolle Kunden? Danke, Universum!)

Es kamen Ideen an ein eigenes Café, das gleichzeitig als Begegnungsstätte dienen soll, an eine Plattform, die Senioren und junge Familien zusammenbringt und noch einige andere Gedanken mehr.

Und dann kam der Mindf*ck: „Aber wenn ich das jetzt wirklich machen würde, wenn ich wirklich mein Ding machen würde und nicht zurückgehe in diese normale Arbeitswelt, dann gehöre ich ja nicht mehr dazu…“

Dieser Gedanke ist so fies – und er existiert auf mehreren Ebenen. Wenn wir unseren eigenen Weg gehen, kommt er auf jedem Level zuverlässig wieder vorbei, wenn wir ihn nicht einmal durchschaut haben und damit arbeiten können.

Was ihn außerdem so häufig zu einer riesigen Blockade macht, ist dass er im Kern tatsächlich wahr ist.

Wenn du merkst, dass du dort, wo du jetzt gerade beruflich stehst, nicht glücklich bist und eigentlich gern etwas ganz anderes machen möchtest, dann wirst du, wenn du dafür losgehst, erstmal nicht mehr dazugehören. Dein jetziges Umfeld besteht nämlich höchstwahrscheinlich aus Menschen, die in der gleichen beruflichen Bubble unterwegs sind wie du oder aus solchen, die auch unglücklich in ihrem Job sind, aber dort nicht wirklich herauskommen oder wollen. Höchstwahrscheinlich bist du von Menschen umgeben, die einen sehr ähnlichen Alltag haben wie du.

Wenn du daraus jetzt ausbrichst, weil du sagst: „Ich glaube, dass da noch mehr geht im Leben. Ich möchte etwas tun, worauf ich später glücklich zurückblicke, etwas, das mich erfüllt und mir Sinn verleiht und womit ich wirksam sein kann in der Welt“, dann machst du damit eine Tür auf, die 99% der Menschen in deinem Umfeld nicht öffnen und auch nie öffnen werden. Entweder, weil sie okay damit sind, wie alles ist und sie die Erfüllung und den Lebenssinn nicht in ihrem Beruf suchen – was völlig okay ist. Oder weil sie sich nicht trauen, weil sie Angst haben vor der Veränderung, vor dem Scheitern, vor allem, was du wahrscheinlich auch kennst.

Und jetzt können mit den Menschen aus deinem bisherigen Umfeld drei Dinge passieren:

a) Diese Menschen wenden sich von dir ab – warum auch immer. Vielleicht lehnen sie tatsächlich ab, was du machst. Vielleicht ist es aber auch zu unbequem und schmerzhaft, dass du ihnen den Spiegel vorhältst und ihnen vorlebst, dass es möglich wäre, etwas zu verändern. Vielleicht lebt ihr euch auch einfach auseinander.

b) Du wendest dich von ihnen ab, weil du merkst, dass Lebensziele, Ansichten, Werte einfach nicht mehr zusammenpassen, ihr keine gemeinsamen Themen mehr habt und die Begegnungen dir vielleicht sogar eher Energie abziehen als Energie zu schenken. Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen: Wenn du ein Herzensprojekt in die Welt bringen möchtest, wird einer der Haupteffekte sein, dass du selbst keine Menschen mehr in deinem Leben tolerierst, die dir nicht guttun und dich runterziehen.

c) Manche Menschen werden bleiben, auch wenn ihr in verschiedenen Welten unterwegs seid. Das sind dann die Menschen, die wirklich deine Herzmenschen sind, die dich unterstützen und gewinnen sehen wollen – das werden wahrscheinlich wenige sein, aber diese Verbindungen sind unglaublich stabil und ein unglaubliches Geschenk.

Warum du keine Angst haben musst, allein zu sein

Der Gedanke, dass wir nicht mehr dazugehören, wenn wir unser eigenes Ding machen, ist im Kern wahr. Die Angst, dass wir dann allein sind, ist jedoch unbegründet. Sie basiert auf einem Missverständnis.

Wenn wir uns weiterentwickeln, wachsen, Schichten von uns abstreifen, die nicht zu uns gehören und loslassen, was wir nicht sind, dann ziehen wir andere Menschen an als die, die in der jetzigen Lebensphase und in diesem „Entwicklungsstadium“ bei uns sind.

In jeder neuen Phase und auf jeder neuen Stufe, die du nimmst, in jedem neuen Lebensabschnitt treten aber auch immer wieder neue Menschen in dein Leben, die in genau dieser Phase zu dir passen. Einige davon wirst du auch mitnehmen, wenn du weitergehst, andere werden dich nur in dieser Phase begleiten – und das ist okay. 

Es kann sein – und wird wahrscheinlich so sein – dass du zu Beginn jedes neuen Abschnitts „alleiner“ bist als vorher, weil diese Menschen nicht wie auf Knopfdruck um dich herum aufploppen. Aber sie werden auftauchen. Du wirst auf Veranstaltungen gehen, wo diese Menschen sind. Du wirst sie über Netzwerke finden – auf welche Art und Weise auch immer, sie werden auftauchen.

Wenn du beruflich etwas anderes möchtest, als 90% der Menschen da draußen, brauchst du den Mut, einen anderen Alltag zu leben als 90% der Menschen da draußen

Wenn du spürst, dass das, was dich beruflich erfüllt, etwas ist, was vielleicht gar nicht mit einem regulären Angestelltenjob abbildbar ist (so war es bei mir – es begann als leises Stimmchen, das ich erst nicht hören wollte, wurde dann aber immer klarer und klarer, bis ich es nicht mehr ignorieren konnte), dann musst du bereit sein, einen anderen Alltag zu leben.

Und auch das fühlt sich so an als würdest du nicht mehr dazugehören. Das ist bei mir nach über einem Jahr Selbstständigkeit immer noch so. Ich komme mir komisch vor, wenn ich unter der Woche länger schlafe oder mal weniger arbeite. Wenn ich dafür am Sonntag sieben Stunden auf der Couch sitze und dabei richtig produktiv bin, kommt mir das nicht vor wie Arbeit – und ich habe unter der Woche wieder ein schlechtes Gewissen. Wenn ich an einem Dienstagvormittag zum Einkaufen gehe, komme ich mir komisch vor – da arbeiten normale Leute doch… Und ja – sehr viele Menschen, die meisten wahrscheinlich, tun das.

Aber du hast ja das Bedürfnis, etwas eigenes zu gestalten, weil dich genau das, was diese vielen Menschen tun, nicht glücklich macht. Also darfst du lernen, einen Alltag zu leben, den sehr viele Menschen nicht leben.

Und es ist okay, wenn es sich so anfühlt, als würdest du dann nicht mehr dazugehören. Denn das tust du in dieser Hinsicht ja auch nicht mehr. Aber die Frage ist: Ist das so schlimm? Oder birgt es das Potential, wirklich das in die Welt zu tragen, was du eigentlich ausdrücken und gestalten möchtest? Und braucht es dich dafür vielleicht sogar in der Rolle, die eben genau nicht den Alltag von 90% der Menschen da draußen lebt?

Also ja, wenn du anfängst, deinen Weg zu gehen, dann wird es sehr wahrscheinlich so sein, dass du in manchen Aspekten nicht mehr dazugehörst. Aber du wirst einfach nur nicht mehr zu dem Tribe gehören, der ohnehin nicht deiner war bzw. nur für einen bestimmten Abschnitt deiner Lebensreise für dich war.

Also hab den Mut, deine Wanderstiefel zu schnüren und dich auf den Weg zu machen, finde Menschen, die auf einem ähnlichen Weg sind oder ihn schon gegangen sind und lass nicht zu, dass diese Angst vor dem nicht mehr dazugehören dich davon abhält, für das loszugehen, was dein Herz sich so sehr wünschst – das wäre so unglaublich schade!

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