Juli 27

Was du tun kannst, wenn du keinen Einfluss hast

Fühlst du dich manchmal ausgeliefert und hast das Gefühl, keinen Einfluss auf deine Situation zu haben? Dann ist dieser Artikel für dich. Ich möchte dir eine Struktur und ein paar Impulse an die Hand geben, was du tun kannst, auch wenn du das Gefühl hast, dass du gar nichts tun kannst.

Wahrscheinlich hast du es schon einmal gehört: Love it, change it or leave it. Es wird oft so dahingesagt, aber alle drei Herangehensweisen haben für mich ganz verschiedene, kraftvolle Aspekte.

Love it

Bewerte die Situation für dich neu und erkenne die Wachstumschancen darin. Dabei geht es um zwei Facetten:

1. Reframing

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir alle Erfahrungen im Leben aus einem bestimmten Grund machen, dass das Leben immer für uns passiert und dass jede Situation, auch wenn sie schmerzhaft ist, eine Wachstumschance für uns beinhaltet.

Frage dich: Wofür brauche ich die Erfahrung? Wie dient sie mir? Welches Potential liegt darin? Wenn ich wüsste, dass im Leben alles für mich passiert, was wäre dann das Geschenk in der Situation? Du kannst dir auch vorstellen, dass du der zukünftigen Version von dir selbst begegnest, zum Beispiel in einem, zwei oder fünf Jahren. Verbinde dich mit diesem zukünftigen Ich und frage es: Wozu hat mir diese Erfahrung damals gedient?

2. Loslassen, sich hineinfallen lassen in die Situation, den Widerstand aufgeben

Das kann sehr herausfordernd sein, ist aber auch unheimlich kraftvoll. Wir nehmen die Situation an, wie sie ist – mit allem Schmerzhaften, mit allen Herausforderungen. Wir lassen uns darin los und kämpfen nicht mehr dagegen an. Wir lassen alle Gefühle zu, die mit der Situation verbunden sind: Schmerz, Wut, Trauer, Scham, Schuld… Wir fühlen sie bewusst und lassen sie durch uns hindurchfließen, ohne uns von ihnen mitreißen zu lassen. Unsere Gefühle sind unserer wertvollsten Botschafter – wenn wir sie ungefiltert da sein lassen, haben wir die Möglichkeit, einen Zugang zu dem zu bekommen, was so in uns vorgeht, was wir aber normalerweise wegdrücken. 

Wenn du diese Herangehensweise ausprobierst, dann lass alle Emotionen zu und höre genau hin, was sie dir sagen: Was genau stimmt in der Situation für dich nicht? Welche Überzeugungen und Bedürfnisse zeigen sich, die du vielleicht bisher noch nicht wahrgenommen hast? Und was kannst du tun, um wieder mehr in Balance zu kommen?

Change it

Richte deinen Fokus darauf, was du verändern kannst. 

Gibt es vielleicht doch irgendetwas, und sei es nur etwas ganz Kleines, was du tun kannst? Kannst du dich anders verhalten, sodass sich die Situation im Außen verändert? (Soziale Gefüge und Systeme sind immer wie ein Wollknäuel – wenn wir an einem Faden ziehen, indem wir uns verändern, verändern wir auch immer das System, in dem wir uns befinden.)

Wenn hier wirklich nichts geht, dann überprüfe einmal dein Mindset: Welches Bild von dir, vom Leben, von der Welt und von der anderen Person hast du? Welche Annahmen, welche Glaubenssätze führen dazu, dass die Situation dich so triggert bzw. dass du sie so erlebst, wie du sie erlebst? Kannst du in dir diese Glaubensmuster und Überzeugungen verändern, sodass dich die Situation nicht mehr triggert bzw. dass du sie anders erlebst? Ein gutes Tool hierfür ist The Work von Byron Katie. Falls du die Methode noch nicht kennst, hör dir gerne die Episode 6 meines Podcasts an („Wie vier Fragen dein Leben verändern können“), da habe ich sie genauer beschrieben.

Leave it

Wenn gar nichts geht: Geh raus aus der Situation! 

Gerade in spirituellen Kreisen begegnet mir häufig die Sichtweise, dass wir alles aushalten müssen, was uns passiert, weil wir alles selbst kreieren. Wir müssen nur genug Licht und Liebe sein, dann sind wir erleuchtet und nichts triggert uns mehr. Ich sehe das anders. 

Ja, gerade schmerzvolle Situationen und Herausforderungen bergen das größte Wachstumspotential für uns. Aber wir müssen unterscheiden, ob es eine Situation ist, in der tatsächlich noch Wachstum für uns liegt, oder ob es einfach genug ist und die Zeit gekommen ist, unsere Segel neu zu setzen. Hierfür gibt es keine festen Kriterien, das ist eine Unterscheidung, die wir nur selbst treffen können und zwar, indem wir sehr ehrlich zu uns selbst sind.

Wenn du zu dem Schluss kommst, dass es noch etwas für dich zu lernen gibt, dann geh zur Strategie „Love it“ und zieh so viel Wachstum aus der Situation, wie du kannst. Wenn du spürst, dass die Uhr abgelaufen ist und du aus der Situation raus musst, dann mach dir einen Plan: Wohin möchtest du und was brauchst du dafür? Wer oder was kann dich dabei unterstützen? Welche einzelnen Schritte sind nötig? Und dann geh los. Manchmal macht uns das Angst, weil wir dann unsere Komfortzone verlassen. Und auch wenn die unbequem ist, verharren wir gerne darin, einfach weil es ein bekanntes Übel ist. Aber ich kann dir aus eigener Erfahrung und aus der Erfahrung von meinen Kunden sagen: Wenn du spürst, dass eine Veränderung notwendig ist, bringt es nichts, noch länger im Ist-Zustand zu verharren, das macht es nicht besser und hinterher ärgern wir uns und fragen uns, warum wir eigentlich so lange gewartet haben. Also hol dir wenn nötig Unterstützung an die Seite und geh los für das, was du eigentlich wirklich möchtest!


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